Ansprache

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Ansprache Stadtrat Dorsten 
Kreuzkirche Hervest, 5. November 2025

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrte gewählte Mitglieder des Stadtrats, liebe Gemeinde!

Die Menschen in Dorsten haben bei der Kommunalwahl am 14. September entschieden, Ihnen Ihre Stadt anzuvertrauen. Dieses Vertrauen dürfen Sie getrost persönlich nehmen. Die Menschen in Dorsten muten Ihnen etwas zu und sie trauen Ihnen etwas zu.

Bevor der neue Stadtrat gleich zur konstituierenden Sitzung im Rathaus zusammenkommt, haben Sie sich entschieden, in die Kirche zu kommen zum Gottesdienst. Vielleicht, so stelle ich mir vor, weil Ihnen der Segen für Ihre Arbeit im Stadtrat wichtig ist. Vielleicht auch, weil Sie es als Übung in Ihrem Leben haben, dass Sie vor wichtigen Ereignissen um Gottes Hilfe und Gottes Schutz beten. Vielleicht auch, weil Kirche und Stadt für Sie schon immer zusammengehört haben. Oder vielleicht auch nur, weil Sie neugierig sind, was wir Ihnen heute wohl sagen wollen. Sie stellen Ihr Mandat unter Gottes Wort und Segen. Ganz im Geiste der Präambel unseres Grundgesetzes: in Verantwortung vor Gott und den Menschen. Das verdient Dank und Respekt.

 

Es liegt mir ferne, Ihnen etwas in den Mund oder ins Gebet legen zu wollen. Vielleicht finden Sie sich in diesem Gedanken wieder: Gott vertraut Ihnen die Menschen in Dorsten an, ganz egal, woher sie kommen, welche Sprache sie zu Hause sprechen oder wen sie lieben. Alle sind Gottes Kinder, und unser Grundgesetz garantiert ihnen allen, egal ob sie schon seit 90 Jahren hier leben oder gerade erst hierher geflohen sind, unantastbare Würde.

In unserer Demokratie ist das für Sie als Politikerinnen und Politiker die vornehmste Aufgabe: Die Unantastbarkeit der Menschenwürde zu verteidigen. Das ist eine große, eine hehre Aufgabe. Und sie fängt beim politischen Gegner an. Ihre Aufgabe wird es sein, einander gut zuzuhören. Den Konsens zu suchen, common ground, gemeinsamen Grund, wie der Brite sagt. Martin Luther sagt zum achten Gebot – Du sollst nicht falsch Zeugnis ablegen gegen deinen Nächsten: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unsern Nächsten nicht belügen, verraten, verleumden oder seinen Ruf verderben, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.“

Dafür braucht es den Mut zum Vertrauen und auch zur Versöhnung. Das sind große Worte, weil sie großen Mut brauchen. Und in allem bedeutet Ihr Amt eine große Verantwortung, für diese Stadt und füreinander. Und die kann Ihnen niemand abnehmen.

Der amerikanische Senator Cory Booker hat im Frühjahr eine über 24 Stunden lange Rede im amerikanischen Senat gehalten, ein so genanntes Filibuster. Und darin hat er gesagt:

„Bevor du mit mir über deine Religion sprichst, zeige sie mir zuerst darin, wie du andere Menschen behandelst; bevor du mir erzählst, wie sehr du deinen Gott liebst, zeige mir, wie sehr du alle seine Kinder liebst; bevor du mir von deiner Leidenschaft für deinen Glauben predigst, lehre mich ihn durch dein Mitgefühl für deine Mitmenschen.“

Jesus Christus spricht die Menschen selig, die sonst am Rande stehen. Er begegnet uns, so hat er es gesagt, in den Armen, den Kranken, den Ausgegrenzten, den Hungrigen und den Einsamen. Alle Menschen in den Blick zu nehmen und keinen verloren zu geben, das gehört zur Verteidigung der Menschenwürde dazu.

Und da sind wir Kirchen ganz eng an Ihrer Seite. Mit Ihnen machen wir uns stark: für ein gutes und friedliches Zusammenleben in Dorsten, für eine Stadt, in der alle in Sicherheit leben können, in der alle stolz und dankbar sein dürfen, Dorstenerinnen und Dorstener zu sein.

Die Liebe Gottes hält die Welt zusammen, und Gott gibt die Kraft zu unserem Engagement. Auch Sie sind Gottes geliebte Kinder, mehr als Klicks und Likes, mehr als Abstimmungsergebnisse, mehr als Gewinne und Niederlagen, mehr als Ihr Amt, mehr als Ihr Kalender. Zuallererst sind auch Sie Menschen, mit unantastbarer Würde, Gottes zum Ebenbild geschaffen. Darauf können Sie sich verlassen, in aller Freude und aller Einsamkeit Ihres Leitungsamts.

Wir, die wir stellvertretend für alle Kirchen in Dorsten diesen Gottesdienst heute mit Ihnen feiern, und mit uns alle Christinnen und Christen in dieser Stadt wünschen Ihnen für die neue Amtszeit im Dorstener Rat Kraft, Liebe und Besonnenheit und Gottes reichen Segen.

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