Mit dem Guten rechnen!

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Mit dem Guten rechnen!

Mit einer eindrucksvollen und nachdenklichen Rede berichtete Superintendent Steffen Riesenberg vor der Kreissynode des Ev. Kirchenkreises Gladbeck-Bottrop-Dorsten im Bottroper Martinszentrum. Sein mündlicher Bericht war geprägt von persönlichen Beobachtungen, internationalen Begegnungen, kirchlichen Herausforderungen und einem klaren Aufruf zur Hoffnung.

Den Einstieg bildete eine kleine Szene am Bottroper Busbahnhof: Ein älteres Paar verliert eine Mappe mit Papieren. Passanten, Sanitäter und eine Busfahrerin helfen spontan. Niemand hupt, niemand drängelt. Für Riesenberg ein „heiliger Moment im Alltag“, der zeigt, dass Mitmenschlichkeit und Zivilcourage auch heute noch gelebt werden. „Man muss mit allem rechnen – auch mit dem Guten“, lautete seine zentrale Botschaft.

Internationale Partnerschaft als Quelle der Inspiration

Besonders bewegend schilderte Riesenberg den Besuch von Gästen aus dem tansanischen Partnerkirchenkreis Mashariki. Drei Wochen lang waren Superintendent Godlove Marko und Ökumenebeauftragter Aron Twinomukama im Kirchenkreis zu Gast. Die Begegnungen eröffneten neue Perspektiven auf das kirchliche Leben: Während in Tansania die Kirchen wachsen, neue Gebäude entstehen und sonntags mehrere Gottesdienste gefeiert werden, kämpft die Kirche in Deutschland mit Rückgang und Strukturveränderungen.

Doch die tansanischen Gäste zeigten sich beeindruckt von der Innovationskraft der deutschen Kirche – etwa im Umgang mit Rassismus, der Rolle von Prädikantinnen und Prädikanten und der kreativen Nutzung kirchlicher Räume. In seiner Predigt in der Bottroper Martinskirche erinnerte Superintendent Marko an das Gleichnis vom Weinstock und den Reben: Wachstum sei oft mit Rückschnitt verbunden – aber Frucht sei Gottes Verheißung.

Kirchentag als Ort der Vielfalt und Erneuerung

Ein weiteres zentrales Thema war der 39. Deutsche Evangelische Kirchentag in Hannover. Unter dem Motto „Mutig. Stark. Beherzt.“ präsentierten sich Gruppen aus dem Kirchenkreis mit großem Engagement. Besonders der Stand des „Kunterbunten Dingsda“ und der Initiative „Die 10 Gebiete“ war ein beliebter Treffpunkt. Riesenberg lobte die Vielfalt liturgischer Formen und kritisierte die kurzfristige Streichung eines experimentellen Feierabendmahls mit Süßigkeiten. Gerade der Kirchentag sei ein Ort, an dem neue Formen ausprobiert werden sollten.

Kirche und Politik – eine notwendige Spannung

Deutlich positionierte sich Riesenberg zur Kirchenkritik der Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, die den Kirchen vorwarf, sich zu sehr wie NGOs zu verhalten. Riesenberg widersprach: „Nächstenliebe ist politisch.“ Das Evangelium verlange konkrete Hilfe und politischen Einsatz. Die Kirche dürfe sich nicht scheuen, Stellung zu beziehen – auch wenn das unbequem sei. Kritik an der Kirche diene oft dem Versuch, ihre moralische Autorität zu untergraben.

Abschied von Papst Franziskus – ein ökumenischer Moment

Ein unerwarteter Einschnitt war der Tod von Papst Franziskus am Ostermontag – just in dem Moment, als ein Fernsehgottesdienst aus der Gladbecker Christuskirche beginnen sollte. Die ARD unterbrach die Übertragung, was viele enttäuschte Reaktionen hervorrief. Dennoch wurde ein bewegender Gottesdienst gefeiert. Riesenberg würdigte Franziskus als Papst, der auch evangelische Christinnen und Christen inspiriert habe – durch seine diakonische Theologie, seine Gesten der Demut und seine Nähe zu den Menschen.

Strukturelle Herausforderungen und neue Wege

Mit Sorge blickte Riesenberg auf die personelle Entwicklung im Kirchenkreis: Von 50 Pfarrpersonen im Jahr 2012 sind nur noch 30 geblieben. Die neue Korridorzahl von 1:4000 bedeutet, dass künftig weniger Pfarrstellen besetzt werden können. Riesenberg plädiert für neue Formen kirchlichen Lebens ohne Hauptamt, für stärkere Ehrenamtsförderung und regionale Zusammenarbeit über Stadtgrenzen hinweg. Bottrop, Gladbeck und Dorsten könnten langfristig als „regiolokaler Raum“ gemeinsam kirchliches Leben gestalten.

Ein zentrales Anliegen bleibt die Nachwuchsgewinnung. Derzeit gibt es im Kirchenkreis keine Theologiestudierenden mehr auf der Liste der Landeskirche. Die Kampagne #machkirche soll junge Menschen für kirchliche Berufe begeistern – etwa durch Präsenz in Schulen und sozialen Medien. Erste Erfolge zeigen sich: Fünf Jugendliche aus dem Kirchenkreis nahmen an einer Orientierungstagung in Villigst teil.

Fazit: Hoffnung und Engagement

Zum Abschluss erinnerte Riesenberg erneut an die Szene vom Busbahnhof: Menschen, die spontan helfen, Zeit und Eile hintanstellen – ein Bild für gelebte Nächstenliebe. „Jesus hat seine Freude daran“, sagte er. Und rief dazu auf, auch in schwierigen Zeiten mit dem Guten zu rechnen.


Der komplette Bericht kann hier (PDF-Datei) nachgelesen werden.

Der komplette Bericht kann hier (youtube.com) angeschaut werden.

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