„Wann kommt denn endlich die besinnliche Zeit?“ Eine Freundin fragt mich mitten in der Adventszeit. Und sie meint: Besinnlich ist es im Advent gar nicht mehr so richtig. 

Ich stimme ihr zu: Den Streit um den Advent als Fastenzeit haben wir als Kirchen verloren. „Advent ist im Dezember“, so hat es meine evangelische Kirche vor vielen Jahren auf Plakate geschrieben. Die Wirklichkeit sah auch damals schon anders aus: Weihnachtsmärkte beginnen weit vor dem ersten Dezember, und der Tannenbaum auf dem Ernst-Wilczok-Platz vor unserem Rathaus steht schon seit Mitte Oktober dort. 

Ich persönlich finde das nicht schlimm. Die Freude und die Lichter, wir brauchen sie in der dunklen Jahreszeit vielleicht einfach schon etwas früher. 

Die besinnliche Zeit, nach der meine Freundin gefragt hat, beginnt vielleicht erst jetzt: mit Weihnachten. Zumindest in den Kirchen beginnt die Weihnachtszeit offiziell am 1. Weihnachtstag. Und sie dauert mindestens 12 Tage, bis zum Dreikönigsfest. Ein englisches Weihnachtslied singt von den „Twelve days of Christmas“, den 12 Tagen des Weihnachtsfests. Es ist ein Abzählreim: Ein junger Mann bringt seiner Braut jeden Tag ein neues Geschenk. 

Für diese 12 Tage nehme ich mir vor, das zu machen, was ich im Advent nicht geschafft habe: Lange Spaziergänge an der kalten Luft, Telefonate mit Freunden in der Ferne, Karten schreiben, Kekse backen und am Tannenbaum sitzen und ein Buch lesen. 

Ich glaube, so ist das Weihnachtsfest eigentlich gedacht: Eine Zeit voller Freude und Ruhe, voller Dinge, die Körper, Seele und Geist guttun. Jeden Tag ein neues Geschenk. 

Im Namen der christlichen Kirchen in Bottrop wünsche ich Ihnen und Ihren Familien von Herzen frohe und gesegnete Weihnachten und ein gesundes und gutes neues Jahr 2026!