Ansprache zur Einführung

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# Predigten Superintendent

Ansprache zur Einführung

Ansprache zur Einführung von Pfr.in Dr. Julia Durchgraf-Yüksel

Christuskirche Gladbeck, 10.10.2025

Als ich in der fünften Klasse war, wollte ich Busfahrer werden. Oder Konditor, weil ich so gerne Kuchen und Torte mag. Als ich älter wurde, wollte ich Journalist werden. Ich habe sogar ein Praktikum bei der Zeitung gemacht und dann später noch eins beim Radio. Mit 19 habe ich die Prüfung für die Pilotenschule gemacht und bin durchgefallen. Dass ich Pfarrer werden möchte, habe ich erst mit 23 Jahren entschieden.

Und manchmal denke ich, ach, vielleicht wäre ich auch ein guter Busfahrer geworden. Oder ein guter Konditor. Ein guter Pilot offenbar nicht.

Heute führen wir eine Pfarrerin ein und sagen: Herzlich Willkommen an der Anne Frank-Realschule. Und wir, von der Kirche, sagen: Herzlich Willkommen zurück bei uns im Kirchenkreis. Julia Durchgraf-Yüksel war nämlich früher schonmal hier. Ihre praktische Ausbildung zur Pfarrerin – so ähnlich wie das Referendariat bei Lehrern – hat sie in Dorsten gemacht. Und bis vor einigen Jahren war sie schonmal Schulpfarrerin hier in Gladbeck, aber an einer anderen Schule. Dann hat sie entschieden, an die Universität zu gehen und ein Forschungsprojekt zu machen: Wie funktioniert das mit dem christlichen Glauben in evangelischen Kindergärten? Darüber hat sie ein Buch geschrieben und dafür einen Doktortitel bekommen. Sie ist also Doktorin, aber keine Ärztin. Und wieso sie eigentlich für sich entschieden hat, Pfarrerin zu werden, das könnt ihr sie ja in der nächsten Religionsstunde mal fragen.

In der Bibel stehen einige Briefe, die Menschen sich vor 2000 Jahren geschrieben haben. Einer (Röm 14,19) schreibt:

Darum lasst uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Erbauung untereinander.

Das ist die alte Sprache der Bibel. Heute (Basisbibel) würde man vielleicht sagen:

Wir wollen uns für das einsetzen, was dem Frieden und dem Aufbau unserer Gemeinschaft dient.

Das ist ein passender Satz für eine Schule. Und ein passender Satz für eine Lehrerin. Es war ein Satz, der auch zur Person von Anne Frank gut gepasst hätte. Anne Frank schreibt es in ihrem Tagebuch so:

Wie wunderbar ist es, dass niemand einen Moment warten muss, bevor er anfängt, die Welt zu verbessern.

Das ist der Auftrag, den Gott uns Menschen gibt: Sucht den Frieden, setzt euch für den Frieden ein, und pflegt eure Gemeinschaft. Macht die Welt besser, nicht nur für euch selbst, sondern auch für alle anderen.

Liebe Julia, ich freue mich, dass wir dich heute in deine neue Stelle als Religionslehrerin und Pfarrerin an der Anne Frank-Realschule einführen. Du hast einen Ort gesucht, wo du dich mit deinen Gaben gut einbringen kannst in diese Suche nach Frieden. Wo du dein Talent, nämlich im Unterricht gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern nach Gott zu fragen, gut einbringen kannst. Du hast eine Gemeinschaft gesucht, in der du anderen beim Tragen hilfst und dich selbst auch getragen weißt. Als Religionslehrerin und Pfarrerin ist das deine Aufgabe: Zusammen mit anderen nach Gott zu fragen und dabei die Höhe und die Tiefe und die Weite des Lebens zu erkunden und in allem Gottes Liebe zu finden. So hoch, was kann höher sein. So tief, was kann tiefer sein. So weit, was kann weiter sein.

Heute hoffen und beten wir, dass Gott dich in deinem Dienst begleitet und trägt. Als Kirchenkreis, als Kirchengemeinde hier in Gladbeck und – so spüre ich es ganz deutlich – auch an der Schule freuen wir uns mit dir und über dich und auf deinen Dienst. Gott wird mit dabei sein, weil Gott alle segnet, die sich für den Frieden einsetzen und die Gemeinschaft miteinander suchen.

Und das gilt übrigens für Busfahrerinnen, Konditoren, Pilotinnen, Pfarrerinnen, Lehrer, Hausmeister, Journalistinnen, und für jede und jeden einzelnen von uns. Und ganz besonders für Kinder.

Gott segnet alle, die sich für den Frieden einsetzen und die Gemeinschaft miteinander suchen. Amen.

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