29/11/2025 0 Kommentare
Die Zwischenzeiten sind wichtig!
Die Zwischenzeiten sind wichtig!
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Die Zwischenzeiten sind wichtig!
Dorsten. Mit einem sehr persönlichen Rückblick eröffnete Superintendent Steffen Riesenberg am Donnerstagabend die Kreissynode in Dorsten. „Die Kirchen in der Welt feiern morgen den Silvestertag“, begann er und erinnerte daran, dass mit dem 1. Advent ein neues Kirchenjahr beginnt. Für Riesenberg ist diese Zeit zwischen Totensonntag und Advent mehr als ein Kalenderdatum: „Trauer raus, Freude rein – so einfach ist es meistens nicht. Deshalb mag ich das so, wenn sich der Advent in der Woche nach dem Totensonntag heranschleichen darf.“
Ausgehend von dieser Erfahrung spannte der Superintendent den Bogen zu den großen Themen, die den Kirchenkreis und die Landeskirche derzeit bewegen.
Bewerbung um das Vizepräsidentenamt – und klare Freude am Hiersein
Offen sprach Riesenberg über seine Bewerbung um das Amt des Theologischen Vizepräsidenten der Evangelischen Kirche von Westfalen. „Sie kennen mich – und Sie werden ahnen können, dass ich darauf große Lust gehabt hätte“, sagte er. Nach intensiven Gesprächen und einer Vorstellung vor der Landessynode sei die Wahl am Dienstag gefallen: „Die Evangelische Kirche von Westfalen hat zum ersten Mal eine Theologische Vizepräsidentin.“ Mit Susanne Falcke freue er sich „ernsthaft und aufrichtig“, auch wenn er sich „natürlich ein anderes Wahlergebnis gewünscht hätte“.
Die Rückfahrt im Zug habe ihm jedoch Klarheit gegeben: „Wohin Gott mich leitet: Hierher, nach Gladbeck, Bottrop und Dorsten. Ich bin ausgesprochen gerne Superintendent dieser Synode.“
Kirchenordnung vor großer Revision
Ein weiteres zentrales Thema: die Überarbeitung der Kirchenordnung. „Nicht ein Sein, sondern ein Werden“, zitierte Riesenberg und erläuterte, dass die Grundstruktur seit 70 Jahren nahezu unverändert sei. Die neue Ordnung solle ab 2028 gelten. „Wenn wir heute eine Kirchenordnung neu denken müssten, würden wir für Ökumene, Digitalität, den Kontakt zur Zivilgesellschaft und das Verhältnis zu Ausgetretenen ganz neue Sprache finden.“ Der Kirchenkreis will sich aktiv beteiligen und lädt im neuen Jahr zu zwei „Resonanzräumen“ ein.
Vereinigung der Kirchenkreise – Vielfalt statt Einheitlichkeit
Auch die geplante Vereinigung mit dem Kirchenkreis Recklinghausen war Thema. Ziel sei der Zusammenschluss zum 1. Januar 2028. „Wir planen bewusst eine Vereinigung in Vielfalt“, betonte Riesenberg. Unterschiede sollten nicht nivelliert, sondern als Bereicherung verstanden werden. Die gemeinsame Tagung der beiden Synoden ist für den 13. Juni 2026 in Bottrop vorgesehen. Aus der Klausur der Vorstände nahm Riesenberg Zuversicht mit: „Die Zeit ist reif!“, „Es ist was in Bewegung“, lauteten Stimmen aus der Runde.
Klare Haltung gegen Antisemitismus
Besonders bewegend schilderte Riesenberg den Austausch mit Zwi Rappoport, Vorsitzender des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden, bei der Landessynode. Rappoport habe eindringlich vor antisemitischen Ressentiments gewarnt, die „bis in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen“ seien. Riesenberg unterstrich: „Wer es sich zu leicht macht, öffnet antisemitischen Denkmustern Tür und Tor.“ Die Kirche könnte „klar an der Seite Israels und des jüdischen Volkes den Terrorangriff der Hamas verurteilen“ und zugleich „mit der Zivilbevölkerung in Israel und Palästina fühlen und leiden“.
Demokratie stärken – auch im Gebet
Mit Blick auf die Kommunalwahlen gratulierte Riesenberg den neu gewählten Bürgermeistern und warnte vor einer „Debattenkultur, die Menschen entmenschlicht“. Auch gegenüber politischen Gegnern gelte: „Wes Geistes Kinder wir als Christinnen und Christen sind, das zeigt sich nicht darin, wie wir mit denen umgehen, die so denken wie wir. Das zeigt sich darin, wie wir unsere Gegner behandeln.“
Adventliche Hoffnung
Zum Schluss wurde Riesenberg poetisch: „Im Dunkeln ein Licht, im Schnee eine Blüte, in der Krippe ein Kind. Sie versprechen eine Liebe, die bleibt.“ Mit dem Hinweis auf den Barbaratag und die Tradition der Kirschzweige schloss er seinen Bericht: „Solche Barbarazweige sind eine Erinnerung daran, dass das Leben auch die tiefste Dunkelheit und den kältesten Winter übersteht.“
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