07/11/2025 0 Kommentare
Gemeindezentrum entwidmet
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Gemeindezentrum entwidmet
Grafenwald. Mit einem bewegenden Gottesdienst und einer feierlichen Ansprache wurde das evangelische Gemeindezentrum in Bottrop-Grafenwald offiziell entwidmet. Nach über 30 Jahren als Ort des Glaubens, der Begegnung und des Miteinanders wird das Gebäude künftig einer neuen Bestimmung zugeführt: Es wird vollständig als Kindertagesstätte genutzt. Superintendent Steffen Riesenberg führte durch die Entwidmung und hielt sowohl die Predigt als auch die Ansprache.
Am 31. Oktober 1992 wurde an der Martin-Luther-Straße in Grafenwald der erste Spatenstich gesetzt, 1993 der Grundstein gelegt, und am 10. April 1994 konnte die Einweihung gefeiert werden: „Die evangelischen Christinnen und Christen hatten vorher gute zehn Jahre in der provisorischen Ladenkirche an der Schneiderstraße verbracht”, erinnerte Riesenberg in seiner Ansprache. Die Architekten Krug und van der Minde aus Gelsenkirchen entwarfen ein helles, multifunktionales Gebäude, das durch die Glaskunst von Roswitha Lüders eine besondere Atmosphäre erhielt. Schon damals wurde auf Nachhaltigkeit geachtet: Eine Photovoltaikanlage wurde direkt mit eingeplant.
Das Gemeindezentrum war mehr als ein Ort für Gottesdienste, berichteten Gemeindemitglieder beim Kirchenkaffee. Sie erinnerten an Taufen, Konfirmationen, Trauerfeiern, Kunsthandwerksmärkte, meditative Gottesdienste, Karnevalsfeiern, Kirchenkaffee und private Feiern.
Trotz seiner vergleichsweise jungen Geschichte sei das Gemeindezentrum tief im kollektiven Gedächtnis von Grafenwald verankert, so der Superintendent: „Dieses Haus ist über 30 Jahre lang Teil der Gemeinschaft in Grafenwald gewesen, ein Ort für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Und das wird es bleiben. Anders als bisher, nicht mehr als Kirche, also ein Ort, der dem Gottesdienst geweiht ist.”
Künftig wird das gesamte Gebäude als evangelische Kindertagesstätte genutzt. Eine dritte Gruppe wird eingerichtet, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden. „Wie gut, dass wir das Gebäude erhalten und für die frühe Bildung unserer Kinder nutzen können”, betonte Riesenberg. Auch wenn keine regulären Gottesdienste mehr stattfänden, bleibe das Gebäude ein Ort des Glaubens: „Weil es ja eine evangelische Kita ist, wird hier auch weiter gesungen und gebetet und die Geschichten aus der Bibel werden weiter hier erzählt.”
In seiner Predigt nahm Riesenberg Bezug auf die biblische Geschichte vom Gelähmten, der von seinen Freunden zu Jesus getragen wird. Eine Geschichte, die für ihn exemplarisch ist für das Verständnis von Gemeinde: „Eine Gemeinde ist eine Gemeinschaft von Menschen, die sich gegenseitig hilft, zu Jesus zu kommen, und die dafür etwas riskiert.” Er erinnerte daran, dass Gemeinde nicht an ein Gebäude gebunden ist. „Es geht bei einer christlichen Gemeinde nicht ums Gebäude, sondern um die Menschen. Deshalb kann man sich überall treffen: Bei Menschen zu Hause, vor der Stadtmauer, in der Synagoge oder auf dem Marktplatz.”
Die Entwidmung selbst erfolgte in mehreren symbolischen Schritten. Die Gemeinde verabschiedete sich von den zentralen liturgischen Orten: dem Taufbecken, dem Kreuz, der Kanzel, dem Lesepult und dem Altar. Zu jedem dieser Orte wurde ein Gebet gesprochen, begleitet von Liedstrophen.
Trotz aller Wehmut war der Tenor des Tages von Hoffnung und Aufbruch geprägt. „Heute nehmen wir Abschied, wir bringen unsere Erinnerungen mit, und wir beten für diesen Ort und für die Gemeinde, die in die Zukunft aufbricht”, sagte Riesenberg, der den Gottesdienst gemeinsam mit Pfarrerin Kerstin Rödel und Kantorin Julia Schlegel gestaltete.
Die evangelische Gemeinde in Grafenwald wird auch weiterhin aktiv bleiben. Kleinere Gruppen werden sich weiterhin im Gebäude treffen können, das Sonntagnachmittag-Kaffeetrinken wird dank der Gastfreundschaft der katholischen Gemeinde weitergeführt. Und selbst die Orgel des Gemeindezentrums wird ein neues Zuhause finden – wahrscheinlich in Salzburg.
SR/KI
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