15/11/2025 0 Kommentare
Grußwort
Grußwort
# Predigten Superintendent

Grußwort
Sehr geehrter Herr Superintendent, lieber Jockel,
hohe und liebe Kreissynode hier in Oberhausen,
vielen Dank für die Einladung und die Gelegenheit, heute morgen als westfälischer Gast bei Ihnen zu sein. Der Kontakt zu den rheinischen Nachbarn bedeutet mir viel, gerade weil die Grenzen unserer Landeskirchen oft auch Grenzen des eigenen Horizontes sind. Die landeskirchlichen Anziehungskräfte ziehen uns in Richtung Osten und Sie in Richtung Westen. Um so schöner, dass wir uns als gute Nachbarn regelmäßig einladen, in der Ruhr-Superintendent*innen-Konferenz die Gemeinschaft pflegen und uns dann und wann – immer noch zu selten – zur Synode besuchen. Ich bin jedenfalls heute gerne nach Oberhausen gekommen.
In der vergangenen Woche haben Sie neue Notfallseelsorger*innen eingeführt. 22 Ehrenamtliche wurden nach einer profilierten Ausbildung beauftragt und eingesegnet. Sie leisten „Erste Hilfe für die Seele“ und stehen Menschen in Essen, Mülheim und Oberhausen in persönlichen und manchmal auch öffentlichen Krisen zur Seite. Ich freue mich mit Ihnen darüber, weil ich gerade in der vergangenen Woche wieder in unserem aktuellen Ausbildungskurs war und die ehrenamtlichen Notfallseelsorger*innen kennengelernt habe, die wir im Frühjahr beauftragen und einsegnen werden. Die jüngste Teilnehmerin ist 28, die älteste 66 Jahre alt. Ein Gärtnermeister ist dabei und eine leitende Notärztin, ein Journalist und einige Menschen aus sozialen Berufen. Was für ein Schatz für unsere Kirche, dass Menschen ehrenamtlich in diesen Dienst gehen wollen. Bei uns ist das ein nachgefragtes Ehrenamt, auch für den Kurs im nächsten Herbst haben sich schon einige interessierte Menschen gemeldet.
Ich glaube, dafür gibt es mehrere Gründe, von denen wir als Kirche insgesamt lernen können. Erstens ist es eine profilierte Ausbildung, und die Menschen sind dann qualifiziert, einen kirchlichen Kernauftrag zu erfüllen. Zweitens lässt sich das Ehrenamt dank Schicht- und Einsatzplänen gut mit Beruf und Familie vereinen. Drittens ist die Qualität der Begleitung durch hauptamtliche Mitarbeitende sehr gut. Und viertens braucht es keine tiefere Verhaftung in einer Kerngemeinde, um hier guten Dienst tun zu können. Das scheinen mir wichtige Kriterien zu sein, wenn wir über die Zukunft des kirchlichen Ehrenamts nachdenken.
Die Notfallseelsorge mag ich auch deshalb so gerne, weil sie ein eingelöstes Versprechen ist. Meine Einheit im Kurs sind immer die rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere die Schweigepflicht. Alle Menschen haben das Recht, nicht alleine zu sein, und alle Menschen haben das Recht, dass jemand zuhört. Notfallseelsorger*innen lösen dieses Versprechen ein. Sie zeigen, dass wir das, was wir predigen, wirklich ernst meinen. Ihr Dienst ist wirklich ein Gottesdienst.
Das verbindet uns, in Westfalen und im Rheinland, und das rückt die Prioritäten richtig. Wer erfahrenen Notfallseelsorger*innen zuhört, der merkt, wie wichtig unser kirchlicher Auftrag und wie wenig wichtig unsere kirchlichen Strukturen sind.
Ich weiß aus meiner eigenen Arbeit und meinem eigenen Kirchenkreis, und insbesondere von der Kreissynode, wie wichtig es ist, sich das zwischendurch immer mal wieder in Erinnerung zu rufen: Auftrag: sehr wichtig! Strukturen, nicht so wichtig!
Daran erinnere ich Sie heute Vormittag gerne, und überbringe Ihnen so auch die herzlichen Grüße von den Nachbarn aus dem Evangelischen Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten und insbesondere von unserer Kreissynode. Gottes guter Geist leite Sie in dem, was Sie heute besprechen und beschließen.
Vielen Dank fürs Zuhören!
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