23/11/2025 0 Kommentare
Vorstellungsrede
Vorstellungsrede
# Predigten Superintendent

Vorstellungsrede
Werte Frau Präses Dr. Ruck-Schröder, hohe und liebe Landessynode!
Meine Mitarbeiterin in der Superintendentur hat mir geraten, die Merkel-Raute zu machen und nur zwei Sätze zu sagen: „Sie kennen mich!“ und „Wir schaffen das!“
Ein bisschen mehr möchte ich aber doch sagen, und Ihnen von mir erzählen und Orientierung geben, was und vor allem wie wir etwas schaffen können.
Unser großer Sohn, sechs Jahre alt, sagt: „Mein Papa ist ein Büropfarrer, weil der keine eigene Gemeinde mehr hat.“ Das hat einen wahren Kern: In allem kirchlichen Handeln verstehe ich mich zuerst als Pfarrer. Die Kommunikation des Evangeliums ist mir ein lieber und dringender Auftrag. Ich bin „Pfarrer mit Leitungsaufgaben“ – und diese Haltung würde ich auch in das neue Amt mitbringen. Die Stationen meines Lebens finden Sie in den Unterlagen. Ich bringe aus der lippischen Heimat und acht Jahren in Schweden ein Gespür für Kirche auf dem Land und Kirche in der Stadt mit, dazu ein großes Herz für die evangelische Vielfalt und die Ökumene.
„Kann der Riesenberg denn auch zweite Reihe?“ Das fragen sich vielleicht einige von Ihnen hinter vorgehaltener Hand. Ich weiß: Die leitende Pfarrerin unserer Kirche ist die Präses. Und: Leitung ist bei uns aus gutem Grund Teamaufgabe. In diesem Leitungsteam würde ich es als meine wichtigste Aufgabe sehen, die Kommunikation zwischen den Gremien, den Kirchenkreisen, der Diakonie und den vielen Einrichtungen unserer Kirche transparent und sicher vorzubereiten, zu gestalten und zu verantworten.
Im sechsten Jahr leite ich als Superintendent den Evangelischen Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten. Ich versuche, das vor allem als Moderator zu tun. Gute Kommunikation ist der Schlüssel zu allem. Ich bringe Menschen zusammen und ins Gespräch, ich fördere und fordere Gaben und Kompetenzen und dann und wann bestelle ich einen Eiswagen. Die Menschen in meinem Kirchenkreis sagen, ich leite wertschätzend und mit Wärme. Unerschrocken bin ich immer schon gewesen, neugierig auch: auf Menschen und neue Orte und Zusammenhänge.
Als ich vor gut zehn Jahren aus Schweden nach Westfalen wechseln wollte, habe ich ganz unbedarft am Altstädter Kirchplatz angerufen. Mir ist ein Landeskirchenamt begegnet, das flexibel nach guten Lösungen gesucht hat. Das hat mir imponiert, und seitdem weiß ich, was geht, wenn man nur will. Ich glaube, eine obere Behörde kann vielleicht nie so richtig populär werden. Aber besser werden darin, Gemeinden und Kirchenkreise zu unterstützen, kann sie immer. Denn Freiheit vor Ort und in den Regionen auf der einen und eine starke gemeinsame Identität als westfälische Kirche auf der anderen Seite – das ist für mich kein Widerspruch. Die das Synodale – und andersherum.
Damit das funktioniert, müssen wir einander gut zuhören und vielleicht mehr als bisher: vertrauen und zutrauen. Bei Jeremia (29,13 BB) sagt Gott: „Ja, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt, dann lasse ich mich von euch finden.“ In meinem Kirchenkreis versuche ich, die richtigen Fragen zu stellen, und die würde ich gerne in ein neues Amt mitbringen: Wie geht es dir, wie geht es euch gerade? Was möchtet ihr als nächstes ausprobieren? Wie kann ich dabei helfen? Und dann höre ich mit echter Neugier zu.
Ich glaube, es ist überhaupt klug, aufmerksam zuzuhören. Als leitende Figuren ganz besonders, aber auch als Kirche insgesamt: Ich wünsche mir eine Kirche, die nicht immer so schnell Antworten hat, sondern erstmal fragt. Eine Kirche, die nicht auf Stellungnahmen verweist, sondern in den Austausch geht. Eine Kirche, die nicht mit großem Selbstbewusstsein Antworten auf Fragen gibt, die niemand gestellt hat.
Wir stehen in unserer westfälischen Kirche mitten in großen Herausforderungen. Die Stichworte dazu kennen wir alle. Sie werden in den letzten Jahren gemerkt haben, dass ich Zahlen und Strukturen durchaus wichtig finde… Die Arbeit im Rechnungsprüfungsausschuss hat mich geprägt: Ich stehe für Haushaltsdisziplin, und zwar vor allem aus theologischen Gründen!
Mit der gleichen Klarheit versuche ich, mit der sexualisierten Gewalt in unserer Kirche umzugehen. Glaubwürdig sind wir nur, wenn wir mit aller Konsequenz daran arbeiten, dass die Menschen bei uns vor sexualisierter Gewalt sicher sind. Konsequent haben wir die Fälle, von denen wir im Kirchenkreis erfahren haben, bearbeitet – und in allen Gemeinden Schutzkonzepte erstellt. Hinter der sexualisierten Gewalt steht die Frage nach der Macht – genauso wie beim innerkirchlichen Rassismus. In der Fachgruppe, die es dazu im Prozess „Kirche in Vielfalt“ gab, habe ich fantastische Menschen kennengelernt und von ihnen lernen dürfen. Ihre Berichte, auch aus dem Erleben von Rassismus in unserer Kirche, erschüttern mich. Ich möchte helfen, dass die Stimmen Betroffener aufmerksam gehört werden und dass das wahr wird: „Faith spaces must be safe spaces.“ Wir haben noch viel zu tun auf dem Weg zu einer rassismuskritischen und diskriminierungssensiblen Kirche!
Wie kann die neue Kirche aus der alten Kirche heraus Gestalt gewinnen? Ich glaube, wir alle – jede und jeder für sich, aber vor allem die Gremien – müssen uns selbst verpflichten dazu, uns Zeit für Neues zu nehmen. Manchmal stelle ich mir vor, wie das wäre, wenn wir damit Ernst machen würden und uns als Kirche in Westfalen verpflichten, 20 Prozent für Innovation zu verwenden. 20 Prozent des Geldes. 20 Prozent des Personals. 20 Prozent meiner und Ihrer Arbeitszeit. Haben Sie Lust, mit mir darüber nachzudenken, wie das gehen kann?
In allem Denken und Tun bin ich – weiß Gott! – nicht fertig. Ich bringe einiges mit und möchte noch viel lernen. Deshalb ist mir Feedback so wichtig. Die Menschen in meinem Kirchenkreis kennen das schon, und ich würde es im neuen Amt genauso halten und Sie regelmäßig um Feedback bitten.
Hohe und liebe Landessynode: Zurück zur Raute. Sie kennen mich – jetzt noch ein bisschen besser. Meine Gaben und Kräfte bringe ich gerne ein, – wenn Sie wollen, als neuer Theologischer Vizepräsident unserer Kirche. Ich bin gespannt, wie Sie sich am Dienstag entscheiden, und ich danke ihnen herzlich fürs Zuhören.
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